Der Nova Scotia Duck Tolling Retriever

 

Der Kleinste unter den sechs Retrieverrassen ist der Nova Scotia Duck Tolling Retriever; ebenso liebevoll auch Toller genannt. Ein Hund mit einem solch langen, fast zungenbrecherischen Namen muss etwas Besonderes sein. Und in der Tat, das ist er!

 

Allein schon der Name dieser Hunderasse drückt sowohl die einmaligen Fähigkeiten als auch die Herkunft dieser Hunde aus. Übersetzt bedeutet Nova Scotia Duck Tolling Retriever nichts anderes als „Neuschottländischer Enten anlockender Apportierhund“.

 

Dieser orange-rote und vielseitig begabte Kanadier ist stets gut gelaunt, quirlig, fröhlich und zu Schabernack bereit. Sein ausgeprägter Spieltrieb bleibt bis ins hohe Alter erhalten, „Forever young“.

 

Darüber hinaus ist der Toller ein Allroundtalent. Der ausgeprägte Apportiersinn für den Dummybereich, das schwungvolle Agieren fürs Agility, die Intelligenz und Gelehrigkeit fürs Obedience, der starke und befähigte Schwimmer für die Entenjagd, die grosse Ausdauer für die Rettungshundearbeit, der Begleiter auf der Jogging- und Velostrecke wegen der Bewegungsfreude und der Kumpel für die Kinder auf Grund des hohen Spieltriebs.

 

Seine Arbeitsfreude, sein Temperament, seine hohe Aufmerksamkeit, sein fast immer Auf-dem-Sprung-Sein sowie seine hohe Bewegungsfrequenz ist nicht jedermanns Sache und diese Eigenschaften muss der zukünftige Besitzer zwingend mögen und wollen!

 

Der Toller will und muss entsprechend seinen Anlagen gefördert und gefordert werden. Dann ist er in allen Alltagssituationen ein angenehmer Begleiter. Ansonsten sucht er sich sein eigenes Betätigungsfeld, und das nicht immer zur Freude seines Mitmenschen!

 

Die Lebenserwartung dieses wendigen und pfiffigen Vierbeiners liegt im Schnitt bei rund 10 Jahren. Schaffen sie diese Hürde, können sie sehr alt werden. Als künftiger Besitzer sollte man sich bewusst sein, dass auf Grund der geringen Populationsdichte und des kleinen Genpools, Inzucht in der Rasse vertreten ist. Vererbbare Genkrankheiten wie progressive Retinaatrophie (prcdPRA), Collie Eye Anomaly (CEA), Hüft- und Ellenbogendysplasie (HD/ED), Juvenile Addison’s Disease (JADD), degenerative Myelopathie (DM) und degenerative Enzephalopathie (DEN), Gaumenspalten (CP oder CPLS), Chondrodystrophie (CDDY) usw. sowie auch Autoimmunerkrankungen (SRMA, Epilepsie usw.) sind in der Tollerpopulation leider keine Seltenheit. Mittels Durchführung von Gentests, sorgfältigem Auswählen des Rüden inklusive Studieren der vorhandenen Gesundheitsdaten der Ahnentafeln sowie Berechnung des Inzucht-Verpaarungskoeffizienzwerts usw. versuchen wir als zertifizierte FCI-Züchter, die Risiken so gering wie möglich zu halten. Die Gesundheitsdaten unserer Hündin, Isi, können Sie in der Rubrik „Isi“ entnehmen.

 

Mit zu den häufigsten Todesursachen zählt auch beim Hund der Krebs, auch der Toller ist leider nicht verschont davon. Tumore müssen nicht immer bösartig sein. Je nach Wachstumsgeschwindigkeit, Grösse und Lokation sollte über eine operative Entfernung nachgedacht werden. Alles in Allem ist der kleine rote Kanadier ein robuster, wind- und wettertauglicher Hund. Er ist nicht mehr und nicht weniger krank als alle anderen Hunde auch. Aufgrund seines enormen Temperaments und seiner Übermotivation gepaart mit extremer Flinkheit gehört der Toller zu den Rassen mit einer relativ hohen Unfallgefahr. Dennoch sollte dieser lebhaft quirlige Wirbelwind seine Ausläufe in der Natur auch auf freier Flur geniessen dürfen.

 

Wir empfehlen sämtlichen Interessenten vor der Anschaffung eines Tollers, sich eingehend mit dieser Rasse auseinander zu setzen. Von unseren Tollerbesitzern erwarten wir, als Mitglied dem RCS (Retriever Club Schweiz) sowie dem Verein Toller Schweiz beizutreten. Denn das Leben mit einem Toller steckt voller Überraschungen!


Empfohlene Fachliteratur: Expertenbuch „Toller – Nova Scotia Duck Tolling Retriever“ von Marianne Kohtz-Walkemeyer (Ausgabe 2012 oder 2018)

 

 

Ist der Toller der richtige Hund für mich?

 

Für jeden Tollerfan gibt es wirklich viele Gründe, warum er sich gerade für diese Rasse entschieden hat. Aber wie alles auf dieser Welt hat auch der Toller Seiten an sich, die nicht unbedingt von jedem als positiv empfunden werden. So wurden auf der englischsprachigen Tollerliste Gründe gesammelt, die gegen die Anschaffung eines Tollers sprechen.

 

Hier eine Übersetzung einer solch sehr gelungenen TopTen-Liste von Peggy O'Connell:

 

10 Gründe, sich nicht für einen Toller zu entscheiden:

Toller sind keine kleinen Golden!

 

1. Der Toller ist ein energiegeladener Hund und benötigt eine Menge Training

Auch wenn er nicht ganz so hyperaktiv wie manch andere Rasse ist, braucht er doch viel körperliche und geistige Übungen. Sollten Sie einen Hund suchen, der mit einem gemütlichen Abendspaziergang zufrieden ist, sollten Sie sich nach einer anderen Rasse umsehen. Erschöpfung ist in der Regel eine gute Voraussetzung für das gute Benehmen eines Tollers. Wenn Sie nicht die Zeit haben, mindestens 1 Stunde intensiv mit Ihrem Hund zu trainieren - und das jeden Tag - inklusive viel Schwimmen und Apportieren, ist ein Toller nichts für Sie. Ein Toller mit überschüssiger Energie wird einen Weg finden, diese heraus zu lassen und die Ergebnisse sind selten erfreulich.

 

2. Schlau, schlau, schlau!

Es kann nicht genug betont werden, dass dies ein Hund mit Grips ist. Es ist eine große Herausforderung, seine hohe Intelligenz beschäftigt zu halten und auf ein sinnvolles Ziel zu richten. Toller müssen zumindest eine Grundausbildung erhalten und viele Tollerbesitzer sind in mehreren Bereichen des Hundesports (Jagdlicher Bereich, Agility, Flyball, Fährten, Obedience usw.) aktiv, um ihre Toller zu beschäftigen. Auch ein Toller der „nur“ als Familienhund gehalten wird, muss eine Grundausbildung in Gehorsam und eine Möglichkeit, seinen Kopf zu benutzen (z.B. die Zeitung oder die Post holen, verschiedene Tricks lernen usw.) erhalten. Sonst werden sie absolut unausstehlich.

 

3. Tu genau, was ich dir sage

Toller lieben die Arbeit, sind aber manchmal nicht so leicht auszubilden, wie andere Rassen. Sie müssen davon herausgefordert und ausgelastet werden, sonst werden sie gelangweilt und unaufmerksam. Manchmal versuchen sie etwas auf dutzenderlei andere Weise, ehe sie darauf kommen, es so zu tun, wie Sie es möchten. Geduld, Einfallsreichtum und Flexibilität sind die Regel. Sollten sie von einem Hund erwarten, dass er nach einem festen Schema lernt oder Sie sind unsicher über Ihre Fähigkeiten, einen Hund auszubilden, der nicht der Norm entspricht, dann ist ein Toller wahrscheinlich nichts für Sie.

 

4. Sagtest du 'Nein'?

Gibt man einem Toller den kleinen Finger, nimmt er die ganze Hand - und will noch mehr. Toller sind im Allgemeinen zu schlau, um sich auf offensichtliche Machtkämpfe einzulassen. Aber sie nehmen ein Fehlen von Autorität wahr und nutzen es aus. Sollten Sie nicht fähig sein, konsequent (freundlich, aber konsequent) an den Regeln in ihrem Haushalt festzuhalten und diese konsequent durchzusetzen, werden Sie bald feststellen, dass der Chef des Hauses vier Beine hat und rot ist. Toller tragen keine Gemeinheit in sich, aber sie sind opportunistisch und erstaunlich schlau. Wenn Sie nicht die Verantwortung übernehmen, tut das Ihr Toller.

 

5. Jedermanns Freund sein

Wenn Sie einen Hund suchen, der der Freund eines jeden sein sollte, ist der Toller vermutlich nicht der richtige Hund für Sie. Toller sind sanft und freundlich und viele können sehr offen sein, aber wenn man einen Hund mit der Einstellung eines Labradors ("Ich hab dich gerade getroffen und du bist mein bester Feund") sucht, mag der Toller das Falsche für Sie sein. Ein Toller wird einen Fremden freundlich grüßen, aber wahre Begeisterung bewahrt er sich im Allgemeinen für seine Familie und ganz besondere Leute auf.

 

6. Jagdtrieb

Toller sind Jagdhunde und als Arbeitshunde gezüchtet. Sie haben einen ausgeprägten Arbeitswillen und apportieren bis Ihnen der Arm abfällt. Sehnenzerrungen sind bei Tollerbesitzern nicht ungewöhnlich. Dieser Hund apportiert wie besessen und klettert auf Bäume, um ein steckengebliebenes Dummy herunter zu holen (es gibt Photos davon). Das hört sich nett an; aber nach dem 400. Wurf ändern Sie vielleicht Ihre Meinung.

 

7. Der Schrei

Viele Toller geben ein durchdringendes Geschrei von sich, um Aufregung und Eifer auszudrücken. Auf Uneingeweihte kann sich dieser Schrei anhören, als wäre der Hund in eine Kreissäge geraten; er ist sehr hoch, hört sich verzweifelt an und ist sehr laut. Nicht alle Toller schreien, aber viele tun es. Sollten Sie nicht in der Lage sein, Ihrem Hund beizubringen, still zu sein oder so wohnen, dass Sie Ärger mit den Nachbarn bekommen wegen Ihres lärmenden Hundes oder keine Hunde mögen, die Lärm machen, dann ist diese Rasse nichts für Sie. Der Schrei ist normalerweise eher eine Reaktion auf einen auslösenden Reiz (Wasser, Spielzeug, Ball…) und kein andauerndes Verhalten; aber es kann trotzdem nerven.

 

8. Erwarte nicht, dass ich Dich beschütze

Toller sind im Allgemeinen wachsam gegenüber Fremden. Aber sollten Sie einen Hund suchen, der Sie beschützt, dann ist der Toller nichts für Sie. Auch wenn diese Hunde ausgezeichnete Anlagen als Wachhunde besitzen und ihr Bellen häufig mehr als genug ist, um einen Einbrecher zu vertreiben, sind sie nicht dafür geschaffen, Sie zu beschützen. Er führt vielleicht nicht gerade den Einbrecher schwanzwedelnd zu Ihrem Tafelsilber, wie es ein Golden oder Labi tun würde, aber es ist auch nicht wahrscheinlich, dass er ihm an die Beine gehen würde.

 

9. Passen Sie auf Ihre Katze auf

Viele Toller kommen im Haus gut mit Katzen oder anderen Tieren aus. Trotzdem haben sie einen starken Beutetrieb. Wenn Sie nicht wollen, dass Ihr Hund Ihre Katze scheucht, ist ein Toller möglicherweise nicht der richtige Hund für Sie. Er scheucht die Katze zwar nur zum Spaß, aber die Wahrscheinlichkeit ist sehr hoch, dass er es tut.

 

10. Haarwechsel und Schmutz

Jahreszeitlich bedingt machen Toller einen Fellwechsel durch und es sind Hunde, die gern schwimmen und sich wälzen. Sie sind keine Hunde für pingelige Leute oder Allergiker.

 

Sollten sie solch einen Hund nicht ausreichend auslasten können, schaffen Sie sich Keinen an!
Mehr als viele andere Rassen ist der Toller eine geistige und körperliche Herausforderung. Toller sind keine Hunde für jedermann und weil wir sie lieben, wollen wir nicht, dass sie ausgesetzt oder in Tierheimen abgegeben werden.

 

Halten Sie sich dies vor Augen, wenn Sie daran denken, sich eine "kleine, rote Apportiermaschine" anzuschaffen!